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FOGS GREEN STYLE MAGAZIN

Label to watch: Alicia Victoria

von Eva Goldschald

Bei Leder verhält es sich wie bei Obst und Gemüse: Was nicht perfekt ist, wird aussortiert und entsorgt. Das wollte Modedesignerin Alicia Linz ändern und gründete ihr eigenes Start-Up Label Alicia Victoria. Das setzt auf Taschen und Geldbörsen aus Leder, das normalerweise im Müll landet.

Nutzen statt verschwenden

„Schön ist auch das Unperfekte“, sagt Alicia Linz, die 2017 ihr eigenes Modelabel Alicia Victoria gründete. Während ihres Studiums merkte sie, dass nur perfektes, neues Leder in der Modebranche zum Einsatz kommt. Alles was Löcher, Unebenheiten oder Narben hat, wird aussortiert und landet im Müll. Und das ist eine ganze Menge. Diese Entwicklung wollte sie nicht unterstützen und entschied sich für einen anderen, konsequenten Weg. Sie reiste in verschiedenste Länder auf der Suche nach Partnern und Bauernhöfen, die ihre Vision teilten: Leder aus Abfällen der Fleischindustrie zu verwenden und etwas gegen die Verschwendung von Tierhaut zu tun. Es kamen nur Bio-Bauernhöfe mit fairen Arbeitsbedingungen infrage. Fündig wurde sie in einem kleinen Familienunternehmen in Bogota, Kolumbien. Das Leder stammt aus umliegenden Biobauernhöfen und wird in der Manufaktur pflanzlich gegerbt und von Hand verarbeitet. Über sieben Monate arbeitete die Designerin mit, überwachte die Produktionsprozesse und besuchte die Bauernhöfe der Umgebung.

Die Taschen stehen für schlichte Eleganz und sind in braun und schwarz in je drei Ausführungen erhältlich.

Taschendesign im neuen Rhythmus

Neue Designs, neue Ideen und neue Stoffe – in der Modebranche ist es üblich, sich jede Saison neu zu erfinden. Darauf verzichtet Alicia Linz. Bei ihr gibt es keine Kollektionen, sondern stattdessen je drei Modelle in den Farben schwarz und braun. Außerdem können die Kund:innen zwischen einer Messingleiste, Gold- oder Blindprägung wählen. Ohnehin ist jede Tasche ein Unikat, gezeichnet vom Leben des Tieres. Die Kollektion soll stets um Unikate erweitert und nicht ausgetauscht werden. Für das Portemonnaie verwendet Alicia übrigens Leder von Biobauern aus Deutschland. Insgesamt möchte sie de Produktion künftig regionaler gestalten. „Mir geht es darum als Marke einen Wertewandel anzustoßen und damit auch ein Umdenken von Schönheit“, so Alicia Linz.

Vegan ist nicht die perfekte Lösung

Alicia Linz ernährt sich vegetarisch, radikaler Veganismus ist für sie keine Lösung. Stattdessen sollte man das System ganzheitlich denken und den Bauern einen fairen Preis bieten für das, was sie tagtäglich schaffen. Dabei sollte man auf artgerechte Haltung und mehr Qualität als Quantität setzen. Vegane Taschen stehen deshalb erst einmal nicht auf dem Plan. Lieber möchte die Designerin das verwerten, was ohnehin schon vorhanden ist. Und so die Bedingungen für alle Beteiligten verbessern.

Die Kollektion ist in Läden in Berlin, Hamburg und Lübbenau sowie auch online erhältlich.

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