Der Tagesspiegel

Der unterschätzte Rohstoff

von Grit Thönnissen

Die Taschen von Alicia Linz sind aus Leder, dem man das Leben der Kuh ansieht. Es hat Narben und Mückenstiche. Das ist selten. Heute ist es schwierig, echtes Leder von künstlichem zu unterscheiden, auch, weil die Qualität sinkt

Wir tragen es an den Füßen, bewahren unser Geld darin auf, es hält unsere Hosen hoch, wir sitzen im Wohnzimmer und im Auto darauf. Leder umgibt uns fast immer. Es ist ein unterschätzter Rohstoff. Woher es kommt, wissen wir fast nie, die magere Auskunft „Made in Italy“, aufgedruckt auf der Unterseite einer Sohle, sagt nichts darüber aus, wo und wie eine Kuh gelebt hat, wie sie geschlachtet und wie ihre Haut verarbeitet wurde.

Das ist auch Alicia Linz bewusst und sie möchte es ändern. Dafür hat sie die Marke Alicia Victoria gegründet, unter der sie Taschen aus Leder entwirft, von dem sie ganz genau weiß, woher es kommt. Oft ist sie sogar bei der Schlachtung oder bei der Jagd dabei. Dafür arbeitet sie mit dem Ökojagdverband Berlin-Brandenburg und Demeter- und Biolandhöfen zusammen. Sie beendete gerade ihr Studium, als ihr ein Naturschützer erzählte, dass nur ein Bruchteil der Häute aus der Jagd verarbeitet werden. Im Jahr werden mehr als eine Millionen Rehe geschossen, die meisten Häute sind Abfall. Das hat Alicia Linz nicht mehr losgelassen, also hat sie sich in ihrer Bachelorarbeit damit auseinandergesetzt. Dazu muss man wissen, dass Leder ein reines Abfallprodukt ist. Kein Tier wird für die Haut geschlachtet, sondern immer für das Fleisch, das wir essen. Alicia Linz ist sich der Problematik bewusst, dass es sich bei Leder um ein tierisches Produkt handelt: „Aber solange wir Fleisch essen, fallen die Häute ab.“

Den kompletten Artikel findet ihr hier.

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